Wenn es um exklusive Prominews geht, wird die Weltpresse schnell zur rücksichtslosen Medienmeute. Es ist unfassbar genug, dass der Skiunfall eines siebenfachen Formel-1-Weltmeisters tagelang die Medien beherrscht. Auf der anderen Seite ist es ganz logisch. Die Story hat alles was Quote oder Auflage bringt, auch wenn es tagelang nichts Neues zu berichten gibt.
Die Hoffnung auf einen Satz der Angehörigen oder ein Bild der verzweifelten Ehefrau führt dazu, dass Hunderte von Journalisten ein Krankenhaus belagern, teilweise so massiv, dass die Notaufnahme nicht mehr genutzt werden kann. Es wird scheinbar billigend in Kauf genommen, dass andere Schwerverletzte nicht schnell genug behandelt werden können. Aber es geht noch schlimmer: Ein als Priester verkleideter Journalist soll versucht haben, sich Zugang zu Michael Schumacher zu verschaffen. Solche Nachrichten machen mich fassungslos.
Was passiert in solchen Momenten mit den Journalisten? Ist die Gier auf eine gute Story wirklich so groß, dass jegliches Mitgefühl dabei betäubt wird? Müssen ein Prominenter und dessen Familie ein solches Vorgehen der Medien wirklich hinnehmen? Ich finde es bewundernswert, wie zurückhaltend die Familie und das Management von Michael Schumacher auf diese Ereignisse reagieren. Fast flehend fordern sie etwas ein, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Respekt und Zurückhaltung in einer so dramatischen Lebenssituation.
Am Ende führt all dies dazu, dass die Glaubwürdigkeit des Journalismus beschädigt wird. Wer selbst keinen Anstand zeigt, kann auch von anderen keinen einfordern. Wer rücksichtsloses Verhalten anprangert, sollte selbst nicht rücksichtslos sein. Auch wir sollten etwas tun: Klicken Sie auf keine Schumi-Meldung mehr, kaufen Sie keine Zeitung mit Schumi auf der Titelseite, schalten Sie bei Schumi-Meldungen ab! Wenn es die Moral nicht schafft, die Medienmeute zur Vernunft zu bringen, ausbleibende Auflage oder Quote schafft es sicher!
Über den Autor: Uwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen.