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Kill your Idols!

Foto: Uwe Mommert, 2013
Foto: Uwe Mommert, 2013

Dieser Bandname einer Punkband der 90er Jahre scheint Programm. Immer mehr geben sich ehemalige Idole der Lächerlichkeit preis. Ein erneuter trauriger Höhepunkt: Die RTL Show „Immer auf den Kleinen“, in der sich Oliver Pocher, Dünnbrett-Comedian und Krawall-Moderator, mit Boris Becker, Tennis Legende und Wimbledon-Sieger eine „Schlacht“ lieferte (www.spiegel.de). Wie immer, wenn es lustig sein soll, lässt man dafür Prominente extrem dumme Dinge tun. Man verkleidet sie beispielsweise als Schwamm und lässt sie zur Reinigung auf Autos rumrutschen.

Unterhaltung wird immer mehr darüber definiert, dass andere Menschen möglichst spektakulär vor Kameras erniedrigt werden. Bullenhoden essen im Dschungel, Komasaufen im Container oder Bauchklatscher beim Turmspringen. Wer in Deutschland prominent oder gar berühmt ist, hat mannigfaltige Möglichkeiten das Fremdschämen des Fernsehpublikums bis zur Schmerzgrenze zu belasten.

Was geht in Leuten vor, die sich solche Sendungen ausdenken? Was muss man an Drogen konsumieren, um jeglichen Respekt vor den teilnehmenden Protagonisten zu verlieren? Warum hat Quote und Werbekohle Anstand und Respekt in unserer Fernsehlandschaft besiegt? Ich kann es nicht beantworten.

Manchmal wähne ich mich in einem gigantischen soziologischen Experiment. Es wird erforscht, was für eine Gesellschaft entsteht, wenn Werte wie Respekt und Anstand systematisch untergraben werden. Was wird passieren, welche Fernsehsendungen werden wir noch erleben? Wird „Grill den Henssler“ (www.vox.de) bald wörtlich genommen? Auch hierauf habe ich keine Antwort.

Schon beim Lesen der „Tribute von Panem“ in deren Mittelpunkt die Vision einer tödlichen Fernsehshow steht, gruselte mich vor allem der Gedanke, dass es leider viel zu vorstellbar ist, das wir auch das noch erleben werden. Ich muss dringend meinen Fernsehkonsum einschränken oder mit dem Drogenkonsum beginnen.

Über den Autor: Uwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen.