Berlin, Kurfürstendamm. Ein kalter Wind lässt die Weihnachtsbeleuchtung an den Bäumen schwingen. Kurfürstendamm 26. Das Gebäude bietet einen majestätischen Anblick. Graue Steinquader formen eine Fassade in deren Mitte sich vier Säulen auf den Eingangsbereich mit drei schlichten Glastüren stützen. Rechts und links weisen zwei dezente Logos auf die Bestimmung dieses Ortes hin. Es ist der Tempel für all diejenigen die elektronischen Gadgets verfallen sind. Es ist der Ort an dem man Steve Jobs huldigt. Es ist der Apple Store Berlin.
Ein stilisierter, weißer, angebissener Apfel. An diesem Zeichen kannst Du sie erkennen, die Jünger des Jobs. Hier in Berlin tragen sie auch alle rote Westen oder Jacken. Im Apple Store ist alles vernetzt. Sogar die Mitarbeiter. Sie werden mit kleinen Knöpfen im Ohr ferngesteuert, wahrscheinlich direkt aus Cupertino. Meine Frau und ihre Freundin sind schon länger in diesem Tempel der Technik und sitzen mit einer Jüngerin des Jobs an einem Tisch. Mit euphorischen „Wows“ und „Ohs“ blicken Sie der Eingeweihten auf die Finger, die fachgerecht ein iPad bedient. Fotos werden wischend verschoben. „Oh“. Face-Time Anrufe mit sanften Fingern aufgebaut. „Wow“.
Erst jetzt merke ich, was das wirkliche Ziel dieser religiösen Technikverehrung ist: die Entfremdung der Menschheit, die Auflösung analoger sozialer Kontakte. Die Digitalisierung des menschlichen Miteinanders. Meine Frau unterhält sich mit ihrer Freundin über FaceTime. Sie sitzen nicht mal einen Meter entfernt voneinander. Beide sind begeistert. Wann ist es eigentlich passiert, das technische Geräte von einer reinen Zweckerfüllung zum unterhaltenden Spielzeug geworden sind?
Heutzutage macht man vieles nicht mehr weil es notwendig ist, sondern weil es technisch machbar ist. Schön, dass die Weihnachtstage vor der Tür stehen, Zeit für analoge Interaktion. Ich hoffe es gibt bei Ihnen noch richtige Geschenke und richtige Gespräche unter dem Tannenbaum!
Über den Autor: Uwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen.