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Digitale Emanzipation

„Dafür habe ich keine Zeit mehr“. Diese Antwort hat sich zu einer Standardantwort der heutigen Zeit entwickelt. Egal ob ehrenamtliche Tätigkeit, Sport oder ein gutes Buch. Die Zeit in unserem hektischen Arbeitsalltag ist zu knapp geworden, um derlei Dingen nachzuhängen. Was aber verursacht eigentlich diesen magischen Zeitschwund in unserem Alltag?

Gab es früher mehr Sekunden, Minuten oder Stunden? Hatten früher alle weniger zu tun oder war das Leben so viel einfacher, dass für Muße, Kreativität oder Dienst am Mitmenschen so viel mehr Zeit war? Ich glaube ja manchmal, dass früher einfach weniger Zeit vergeudet wurde. Wenn man sich die Entwicklung der Mediennutzung anschaut, so verbringen wir immer mehr Zeit damit, aus allen Kanälen Informationen zu beschaffen und zu konsumieren. Ewig bimmeln WhatsApp, Facebook, Twitter und allen anderen sozialen Datenschleudern und verkürzen unsere Konzentrationsphasen auf die Dauer eines TV-Werbespots. Nachdenken, bim, lesen, nachdenken, bim, lesen. Die digitale Versklavung geht oft so weit, dass man sich am PC erwischt und überlegt, was man eigentlich gerade tun wollte, bevor man durch den Sog der verlinkten Informationen in die unendlichen Weiten des Internets gesaugt wurde.

Als erste Reduktion dieser digitalen Konzentrationszersetzung hatte ich ja bereits angekündigt, etwas Unglaubliches zu tun: maximal drei Mal am Tag E-Mails checken. So wollte ich verhindern, dass digitale Störsignale meinen mühsam konstruierten Tagesplan bombardieren. Diese Kommunikationsverweigerung kann natürlich dazu führen, dass man ausgeschlossen wird aus unserer, mit Lichtgeschwindigkeit kommunizierenden, Gesellschaft. Tja, hat es aber nicht. Im Gegenteil, hat man erst mal das digitale Suchtverhalten überwunden und füllt nicht mehr jeden freien Zeitraum mit Mails checken oder SMS tippen, findet man schon einige der wundersam verschwundenen Sekunden in seinem Leben wieder.

Es ist schon frappierend, wenn man feststellt, dass der Griff zum Handy oder Tablet zum ultimativen Time Killing geworden ist. Jedes Mal, wenn man gerade nichts zu tun hat, greift man zum digitalen Helferlein und lässt sich von der Umwelt vorschreiben, woran man gerade mal denken sollte. Mir macht sie auf jeden Fall Spaß, meine digitale Emanzipation. Mal schauen, was mir noch einfällt, um mich von der digitalen Diktatur wieder zu lösen.

Über den Autor:
Uwe Mommert - Vorstand Landau Media AGUwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen.

 

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