2016 ist das Jahr der Bots, zumindest des Hypes der Bots. Waren es zu Beginn des Jahres noch die Chatbots, die insbesondere in der Start-up-Szene für Neugierde bei den Investoren sorgten, so sind es in den letzten Wochen die sogenannten Social Bots, die im Dunst des US- und später auch des Bundestagswahlkampfes ihre Medienaufmerksamkeit bekamen und bekommen.
Doch was sind eigentlich Bots? Das sind Computerprogramme, die mithilfe von künstlicher Intelligenz in der Lage sind, bestimmte vorgegebene Aufgaben per Software zu erledigen. Diese Aufgaben sind im Internet so unterschiedlich, wie das Netz groß ist. In Chatprogrammen, wie WhatsApp oder dem Facebook Messenger, können sie auf Anfragen von Usern automatisch reagieren. In Social Networks, wie Twitter, können sie ebenfalls auf Tweets reagieren oder selbstständig eigene Tweets zu Themen oder Hashtags absetzen. Doch Bots können zukünftig auch in Maschinen zum Einsatz kommen, das Internet der Dinge (IoT) macht es möglich. Gleichzeitig sind einige Bots bereits so programmiert, dass sie ihr Können durch selbstständiges Lernen erweitern.
Was im ersten Moment noch nach Science Fiction klingt, ist schon längst Realität. Bots werden, wie schon festgestellt, längst benutzt. Sie liefern Hasskommentare in Foren oder Chats. Sie fungieren als erste Anlaufstelle in digitalen Servicecentern oder sind Bestandteil von Nachrichten-Apps.
Doch was macht sie so selbstverständlich? Wir Menschen haben längst Bedienkonzepte zwischen Mensch und Maschine erlernt. Wir wissen, dass wir intuitiv in Apps oder auf Automaten bestimmte Abfolgen von Befehlen eingeben müssen, damit etwas passiert. Je besser das sogenannte Human-Machine-Interface ist, um so vertrauter gehen wir mit diesen digitalen Dialogkonzepten um. Ein Bot macht das im Wesentlichen nicht anders. Er triggert uns mit einer Frage oder einer Antwort auf dem Bildschirm und wir reagieren. Im schlechtesten Fall merken wir nicht mal mehr, wenn wir uns mit einem Bot „unterhalten“. Und je länger solch ein Bot mit uns „spricht“, desto besser werden seine Reaktionen bzw. Antworten.
Doch warum kommen diese Bots nun unausweichlich? Weil die Start-up-Investoren aktuell recht viel Geld in solche jungen Unternehmen stecken, die Geschäftsmodelle und Technologien rund um diese intelligenten Algorithmen entwickeln. Somit werden andere Unternehmen diese Bots nutzen. Insbesondere im Servicebereich dürften Bots, die Dialoge führen, dafür sorgen, dass telefonbasierte Service-Dialoge reduziert werden. Denn auch hier gilt: Je mehr Fragen ein intelligenter Bot-Algorithmus beantwortet hat, desto besser kann er zukünftige Kundenanfragen beantworten.
Technologisch ist es für Developer somit auch kein größeres Problem, Kampagnen für oder gegen etwas zu automatisieren oder ganze Werbekampagnen im Medium-Rectangle direkt interaktiv zu gestalten. Nutzt man darüber hinaus noch bekannte Werbetechniken, wie das Retargeting, so dürfte es möglich sein, einen sich entwickelnden Dialog zwischen Webserver und potenziellen KundenInnen selbst über Webseiten hinweg zu führen.
Die Szenarien sind selbst bei der Kombination aktueller Digitaltechnologien schon fast unbegrenzt. So können schon heute Maschinen oder Haushaltsgeräte vorab definierte Einkaufs- bzw. Lieferprozesse antriggern. Verpasst man diesen Geräten noch eine umfangreichere künstliche Intelligenz, so werden sie in der Lage sein, anhand von größeren Datenmengen noch viel komplexere und eigenständigere Entscheidungen zu treffen.
Doch was heißt das für die Zukunft? Kommunikationsverantwortliche müssen sich damit auseinandersetzen, wie man dann einem System mit künstlicher Intelligenz die Vorzüge des eigenen Produktes erklärt. Um ein einfaches Beispiel zu nehmen: Wie erklärt man einem intelligenten Kühlschrank, dass der neue Frischkäse mit Kaugummigeschmack wirklich das beste Produkt am Markt ist?
Über den Autor: Jens Stoewhase ist Geschäftsführer der Rabbit Publishing GmbH, die das Onlinejournal medienrot.de im Auftrag der Landau Media AG betreibt. Dabei ist er auch immer wieder als Produzent von Videoinhalten aktiv. Bis Ende 2011 betreute er selbst u.a. die digitalen Aktivitäten zahlreicher kommerzieller Kinder- und Jugendmagazine und YPS. Stoewhase arbeitete vorher jahrelang für den Onlinebereich der TV-Serie „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“, als Freelancer im Musikbereich und entwickelte Konzepte für digitale Angebote im Entertainmentsegment.