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Das Ende der Internetromantik.

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Diese Vermutung hatte Reinhard Mey schon 1974. Was unsere Partner dritter Klasse aus den USA darunter verstehen, wurde mir erst in den letzten Wochen klar. Grenzenloses Abhören aller verfügbaren Informationen im Namen der Sicherheit. Diese schamlose Schnüffelei ist aus Unternehmersicht deswegen so prekär, weil Unternehmen auf der anderen Seite dazu gebracht werden sollen, einen Großteil ihrer Informationen im Internet zu verwalten.

Unter den Begriffen „Cloud Computing“ oder „Software as a Service“ wollen uns die großen Software- und Service-Anbieter dazu bringen, auf eigenen Speicherplatz zu verzichten und unsere Daten vertrauensvoll in die Hände von, meist amerikanischen, Serviceanbietern zu legen. Viele Unternehmen waren und sind begeistert von der Idee, überall und jederzeit die wichtigen Daten verfügbar zu haben. Ganz egal ob über das iPhone, den Tablet PC oder aus dem Internet-Café – wichtige Kundendaten und Interna sind zum Zugriff bereit. Die verzweifelten Warnungen von IT-Profis und Datenschützern, dass dies eben nicht nur Komfort, sondern auch ein erhebliches Sicherheitsproblem bedeutet, wurden als innovationsfeindliches „Blablabla“ abgetan oder mit dem Hinweis auf die super tolle und unglaublich sichere Verschlüsselung wegdiskutiert.

Mit den Enthüllungen rund um die NSA und den britischen Geheimdienst wird klar: unsere Daten liegen im Netz auf dem Präsentierteller. Wer seine wichtigen Informationen im Netz ablegt, macht sich angreifbar und öffnet seine Geheimnisse für potentielle Schnüffler. Unternehmen, die vorher Sicherheit für die eigenen Daten versprochen haben, werden als Kooperationspartner für den illegalen Datenklau geoutet. Was hier unter dem Deckmantel der nationalen Sicherheit entwickelt wurde, kann sich als der Todesstoß für das professionelle Cloud-Computing entpuppen. Wer möchte schon, dass seine Kundendaten, interne Vorgänge oder andere vertrauliche Informationen aus Sicherheitsgründen weitergegeben werden? Wer glaubt Anbietern, die solche Praktiken bisher ausgeschlossen haben, dass die Informationen und Daten nicht doch auch für mehr als nur zur Terrorismusbekämpfung eingesetzt werden? Ich jedenfalls nicht.

Über den Autor: Uwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen.