Bei manchen Themen kommt man aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr raus. Der NSU-Prozess zum Beispiel. Würde ich nicht mit beiden Händen meinen Kopf fixieren, wenn neue Informationen zur Berichterstattungstombola aus München präsentiert werden, müsste ich ein Schleudertrauma befürchten.
Man könnte ja herrlich über diese Provinzposse lachen, wenn es denn eine wäre. Es geht aber um mehr! Es geht darum, dass unsere Justiz einen konsequenten Schlussstrich unter eine Pannenserie zieht, die im Zusammenhang mit den NSU-Ermittlungen nach und nach ans Licht kommt. Es geht darum, glaubhaft zu machen, dass unser Staat nicht auf dem rechten Auge blind ist. Es geht darum, dass auch Menschen mit türkischer, arabischer oder welcher Abstammung auch immer sicher in diesem Land leben und auf unsere Justiz vertrauen können.
Leider scheitert das Oberlandesgericht in München bereits bei der Vergabe der Plätze für die Medien. Vor allem aber scheitert es im Umgang mit den Medien. Es war klar, das der mediale Druck und das öffentliche Interesse an diesem Prozess massiv sein würden. Es war klar, dass internationale Medien sich für diesen Prozess stark interessieren. Niemand kann also im Nachhinein sagen, er wäre von diesen Faktoren überrascht worden. Wenn jetzt also Überraschung geäußert wird oder darauf verwiesen wird, dass man sich juristisch und nicht logistisch betätigen wolle, dann zeigt das nur, dass einige der handelnden Personen offensichtlich aus einem Elfenbeinturm auf die Welt blicken.
Das nach der ersten Verlosung das Bundesverfassungsgericht tätig werden musste, damit ausländische Medien ausreichend berücksichtigt werden, ist peinlich. Das die zweite Verlosung auch mit Pannen durchgeführt wurde, ist dilettantisch.
Darf man hoffen, dass die handelnden Personen nun erkannt haben, dass es eben doch um mehr geht, als nur eine juristische Entscheidung? Ich fürchte nein. Noch immer wird in einer unkommunikativen Verstocktheit kommuniziert, die wenig Besserung erhoffen lässt. Schon wieder sitze ich kopfschüttelnd vor meinen Tasten und brauche meine Hände jetzt, damit keine Kopfschmerzen entstehen.
Über den Autor: Uwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen.