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Was bringt 2013: E-Commerce oder Retro Shopping?

Die Diskussionen um die Zustände bei Amazon haben sie wieder auf den Plan
gebracht – die Kulturwächter, die Bewahrer der reinen Lehre, kurz: die Papierbuchkäufer. Mit dem Mut der Verzweiflung werden die beklagenswerten Zustände bei Amazon als Anlass genommen, um eine Lanze für den kleinen Buchhändler um die Ecke zu brechen. Ich habe nichts gegen Buchhändler, ganz im Gegenteil. Ich stöbere gerne mal in den Regalen und rieche den Duft von frisch Gedrucktem.

Trotzdem werden der Wandel und die Hinwendung zum E-Commerce nicht zu stoppen sein. Mit wenigen Klicks vom Sofa aus bekomme ich Filme, Bücher, Musik und alles, was ich mir sonst noch wünsche. Meist schon am nächsten Tag kann ich den Karton mit den Objekten der Begierde aufreißen. Und das ganz ohne Parkplatzsuche, Rolltreppengedrängel und den Konsumterror eines Shopping-Centers. Auch das Argument, dass man im Einzelhandel so viel besser beraten und durch das Verkaufspersonal unterstützt würde, kann ich mit meiner Lebenswirklichkeit nicht in Einklang bringen. Sicher, es gibt sie, die Fachverkäufer. Allerdings sind sie genauso rar geworden wie Parkplätze in der Innenstadt. Zudem kann man beim E-Commerce oftmals einfacher reklamieren und die Ware zurückgeben, was in klassischen Geschäften des Einzelhandels manchmal nur in langen Diskussionen mit mürrischen Angestellten zu erreichen ist.

Ein viel wichtigerer Aspekt wird bei dem derzeitigen Lamento der Papierfanatiker und Buchhändlerlieblinge nicht bedacht: In wenigen Jahren werden Musik, Bücher, Zeitungen und vieles mehr nicht mehr auf Papier präsentiert werden! Die eigentliche Schlacht tobt darum, wer in Zukunft den digitalen Content verkaufen wird. Hier wäre wieder Kreativität gefragt. Wenn die Vorteile der klassischen Buchhändler das profunde Fachwissen und die tolle Beratung sein sollen: Warum transferieren sie diese Vorzüge nicht ins Internet und nutzen diese, um dort eBooks zu verkaufen? Wo sind die Facebook-Berater der Buchhändler und der Verlage? Wo ist der elektronische Buchdiskussionsclub? Wo sind die Ideen, um den Wandel zu bewältigen, anstatt ihn zu verteufeln?

P.S.: Natürlich sind schlechte Arbeitsbedingungen, Leiharbeiter in engen Appartements und vieles mehr zu beklagen und anzuprangern. Nur sehe ich dort den inhaltlichen Bezug nicht. Mitarbeiter auszubeuten und schlecht zu behandeln, ist keine Erfindung des Internets und steht meiner Meinung nach in keinem direkten Zusammenhang zum E-Commerce!

Über den Autor: Uwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen.