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Virtual Reality: Der digitale Trend revolutioniert die PR- und Marketingwelt

VR_OSK_Titelbild_920x448pxVirtual Reality gilt als Revolution der Unterhaltungsbranche. Dass die Technik aber nicht nur unseren Film- und Spielegenuss, sondern auch die Welt der PR und des Marketings grundlegend verändert, zeigen die folgenden Beispiele.

Im Sommer 2016 übersprang Pokémon Go spielerisch die Grenze zwischen digitaler und realer Welt. Diese erfolgreiche Augmented-Reality-App beschleunigte zugleich den Übergang zur Virtual Reality: Smartphone und Tablet waren der verlängerte technische Arm. Inzwischen lässt sich die virtuelle Realität mindestens ebenso spielerisch erkunden. Bereits im Januar des Hype-Jahres hatte Henry Stuart, CEO der VR-Firma Visualise, die Bedeutung der Augmented-Reality-Games als Wegbereiter für diesen Übergang vorausgesehen:

„Gamers need to break the barriers for people to feel comfortable wearing the headsets. It will become more commonplace in 2017.”

„Spieler müssen die Barrieren für die Leute durchbrechen, damit diese sich mit Headsets wohlfühlen. Das wird 2017 alltäglicher werden.“

Headsets gehörten zwar nicht zur notwendigen Ausstattung von Pokémon Go, allerdings ließ sich der Spielspaß schon damals mit einem Google Cardboard steigern. Damit wuchs auch die Neugier auf Gadgets für das Eintauchen in die virtuelle Realität.

Unternehmen und Konsumenten scheinen also, laut Aussage von Stuart, in diesem Jahr empfänglich für VR-Marketing zu sein, wenn die richtigen Schritte im Storytelling gegangen werden. Einige Akteure haben das schon frühzeitig erkannt und umgesetzt. So lud Coca-Cola auf der Holiday Route zu einer virtuellen Schlittenfahrt ein – selbstverständlich durch die Augen des Weihnachtsmannes.

Dabei tritt die Konkurrenz zu Branchenriesen wie HTC und Samsung manchmal von unerwarteter Seite auf den Plan. So überraschte McDonald’s die Wirtschaftswelt mit einem eigenen VR-Viewer namens „Happy Goggles“. Seit März vergangenen Jahres lassen sich in den schwedischen Filialen VR-Brillen so einfach wie genial aus leeren Happy-Meal-Boxen formen. Das eigene Handy wird dabei in die gefaltete Box geschoben und schon kann die virtuelle Reise losgehen. Auch Coca-Cola bietet Brillen zum Basteln aus einem recycelten Cardboard an.

Diese einfachen Lösungen ersetzen nicht die teuren High-End-Brillen. Aber sie sind für die breite Masse wesentlich günstiger und stellen somit eine ernstzunehmende Konkurrenz dar.

Die Fitnessbranche erkennt ebenfalls die Chancen von VR. Der Brite Aaron Puzey radelte 1.500 Kilometer quer durch das Land. Und zwar auf dem Heimtrainer, zusammen mit einer VR-Brille. Unternehmen wie VirZoom holen dieses Hobby mit einem Exercise Bike dann in das Profisegment. Der User braucht nur noch ein kompatibles VR-Headset sowie einen PC oder eine Playstation 4 – schon kann die Fahrt beginnen.

Das alles sind erst die Anfänge. Denn nicht nur auf der virtuellen Fahrradtour heißt es: volle Fahrt voraus. Laut Absatzwirtschaft wird der VR-Markt in den kommenden Jahren immer stärker wachsen. So soll der Umsatz im Bereich Inhalte laut der Deloitte- und Bitkom-Studie „Zukunft der Consumer Technology – 2016“ bis 2020 um 610 Millionen, im Bereich Hardware um 80 Millionen Euro steigen.

VR-OSK_02_920x448pxUnd diese Inhalte erzeugen eine nie dagewesene Consumer Experience. Wie wäre es zum Beispiel mit einem digitalen Spaziergang am Strand von Costa Rica – mitten im Reisebüro? Oder mit einer Unterwassertour, ganz ohne Sauerstoffflasche und Neoprenanzug?

Storytelling wird so in einer völlig neuen Dimension erfahrbar. Damit erhält Marketing das wertvollste Gut: Aufmerksamkeit. Die teils überwältigenden Inhalte ziehen in den Bann, der direkte Kontakt zu Kunden und Kollegen wird erleichtert.

In der PR sind ebenfalls viele Entwicklungen mit Blick auf Virtual Reality zu beobachten. Wie das Ganze aussieht, schildert PPR Worldwide:

„Forget Skype — VR has the potential to connect us with clients and colleagues in other places and also convey the feeling that we are physically in the same location.”

„Vergessen Sie Skype – VR hat das Potenzial, uns mit Klienten und Kollegen an anderen Stellen zu verbinden und auch das Gefühl zu vermitteln, dass wir physisch am gleichen Ort sind.“

Dies betrifft nicht nur die persönliche Kommunikation – schon bald könnten digitale Pressekonferenzen zur Normalität werden.

Auch für das Recruiting ist VR spannend, da technikaffine Bewerber von zu Hause aus einen virtuellen Rundgang durch die Büros und Chefetagen unternehmen können. Auf diese Weise dehnen Firmen ihren Handlungsspielraum aus – und zwar im grenzenlos virtuellen Raum.

Nicht ganz so grenzenlos ist das Budget. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen müssen realistisch an die Frage herangehen, ob sie VR-Marketing schon in diesem Jahr für sich nutzen können. Die Technik ist vergleichsweise jung und entsprechend teuer. Das Potenzial ist jedoch vorhanden: Schneller als die Großen können sie Neuerungen wie VR-Gadgets in ihre Abläufe integrieren.

Im Grunde läuft es auf eine einfache Formel hinaus, die YouGov treffend formuliert: Content Marketing meets Virtual Reality. In Zeiten, in denen User mit Content überschwemmt werden, bringt VR frischen Wind in Marketing und Public Relations.

Wer dem VR-Trend folgt, gewinnt eine Zielgruppe mit überdurchschnittlichem Einkommen und offener Haltung zu Werbung. Denn VR-User wollen sich auf Reisen einlassen. Sie genießen es, an die Hand genommen und wie Alice durchs Wunderland geführt zu werden.

carsten-christian-01_150x150pxÜber den Autor: Carsten Christian ist Online- und Social-Media-Redakteur bei der Kölner Agentur Oliver Schrott Kommunikation, wo er für den OSK-Blog zuständig ist. OSK ist Deutschlands zweitgrößte inhabergeführten PR-Agentur und betreut renommierte Automobil-, Technologie- und Industrie-Unternehmen.