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Verblödung vorerst verhindert

Foto: Uwe Mommert, 2013
Foto: Uwe Mommert, 2013

Wenn mein Sohn und ich im Urlaub mit unserem Wohnmobil durch England tuckern, bin ich immer ganz verblüfft, was für ein wandelndes Universallexikon da auf der Rückbank sitzt. Er weiß einfach alles: Von der Erfindung des Teebeutels bis zur Relativitätstheorie kann der kleine Professor in der hinteren Reihe alles eloquent erklären. Ich bin dann immer sehr beruhigt, da ich trotz eindringlicher Empfehlung etlicher Technikfeinde meinem Sohn einen gemäßigten Internet- und Fernsehkonsum gestatte.

Vor einigen Wochen saß ich in einer Diskussionsrunde mit etlichen Professoren, unter Ihnen Fernsehfeind Nummer Eins: Prof. Dr. Manfred Spitzer. Es wurde darum gerungen, ob denn Fernsehen oder gar das Internet überhaupt gut sein können für die Entwicklung eines Kindes. Es ist durchaus denkbar, dass ein mehrstündiger Konsum von Gewalt verherrlichenden Filmen wie „Rambo I – IV“ oder „Kill Bill“ nicht unbedingt förderlich für die Entwicklung eines Heranwachsenden ist. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn das Kind diese Zeit mit der Lektüre von Goethe, Schiller oder Werken anderer Geistesgrößen verbringt. Theoretisch ist das schon klar, praktisch mit normalen Kindern in der normalen Welt leider nicht umsetzbar. Genauso wenig, wie eine konsequent biodynamische Diät oder ständiges Namentanzen in der realen Welt praktikabel sind.

Trotzdem, nach einem Vortrag von Prof. Spitzer bin ich immer kurz davor, sämtliche Technik aus meinem Haushalt zu verbannen und die Abende mit gemeinsamen Musizieren zu verbringen. Er ist äußerst überzeugt und präsentiert seine Thesen mit einer schon fast fanatischen Energie. Fast bekehrt fragte ich ihn in einer Pause der Diskussion, ob denn das Sehen von bildenden Inhalten und Wissensendungen zu einer genauso desaströsen Verdummung führen würde, wie er sie gerade prophezeit hatte. Seine Antwort war sinngemäß, dass das natürlich unbedenklich wäre, allerdings ja kaum Sinnvolles gesendet würde und deswegen Fernsehen und Internet generell verboten werden müssten.

„Hoppla, wenn da nicht gleich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird“, kam es mir in den Sinn. Wenn ich also dafür sorge, dass mein Kind nicht übermäßig und vor allem nicht die falschen Inhalte konsumiert, dann ist ja alles in Ordnung. Einfache Lösung. So einfach, dass es leider nicht für ein Buch reicht und nicht stundenlang in Talkshows diskutiert werden kann. Aus diesem Grund wird sich meine Herangehensweise wohl auch nicht durchsetzen, sie ist zu einfach, zu praktikabel und appelliert auch noch an die Eigenverantwortung von Eltern und nicht an die herbei geregelte Harmonie durch den Staat. Aber für meinen kleinen Professor funktioniert es super.

Über den Autor: Uwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen.