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Unternehmenskommunikation bei Capgemini: Inhalte müssen mobil konsumierbar sein

Foto: © Fotolia/kantver
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Capgemini ist ein globales Managementberatungs- und IT-Services-Unternehmen. Für den deutschsprachigen Raum verantwortet Achim Schreiber die Unternehmenskommunikation. Dafür, dass er und sein Team bei den vielfältigen Kommunikationsaktivitäten den Überblick behalten, sorgt u.a. Landau Media mit regelmäßigen Pressespiegeln. Im Interview mit medienrot gibt Achim Schreiber Einblicke in seine Arbeit.

Welche Kommunikationskanäle nutzt Capgemini?
Achim Schreiber: Wir bespielen die gesamte Klaviatur aus Paid, Owned und Earned Media. Wobei die Paid Media klassischerweise nicht in den Aufgabenbereich der Kommunikationsabteilung fallen. Wir kümmern uns also um die Pressearbeit, adressieren die Markt-Influencer, das sind in der Regel IT-Analysten, kommunizieren mit einer breiteren Öffentlichkeit über die sozialen Netze und kümmern uns auch um die interne Kommunikation. Das Zentrum für viele dieser Kommunikationsaktivitäten – besonders im Bereich Content – ist das Web. Schon seit Jahren verfolgen wir eigene Content-Aktivitäten, z.B. auf Blogs.

Inwieweit werden auch soziale Medien für die Unternehmenskommunikation genutzt? Welche Zielgruppen werden dort angesprochen?
Achim Schreiber: Die Unternehmenskanäle werden vom Kommunikations-Team bespielt, teilweise gemeinsam mit der HR-Abteilung. Das trifft insbesondere auf unsere Facebook-Seite zu, die sich an potenzielle Mitarbeiter richtet. Dort kommt besonders der Recruiting-Aspekt zum Tragen. Für den Corporate-Bereich ist Twitter relevant. Darüber versuchen wir auch, Journalisten und andere Multiplikatoren zu erreichen. Die visuelle Kommunikation mit Bildern betreiben unsere globalen Kollegen intensiver – Instagram beispielsweise steckt bei uns lokal noch in den Kinderschuhen. Die Business-Netzwerke Xing und LinkedIn nutzen wir besonders fürs Marketing. Wir haben aber auch das Programm „Expert Connect“, an dem Mitarbeiter, die Interesse und Expertise auf einem bestimmten Gebiet haben, teilnehmen können. Derzeit sind das etwa 1.000 Experten weltweit, die aktiv dabei unterstützt werden, in ihren jeweiligen sozialen Netzwerken aktiv zu sein. Dafür wurde ein weltweites Team gegründet, das die Experten u.a. mit Hinweisen auf interessante Diskussionen und Materialien aktiv unterstützt. Ziel ist dabei, mit unseren potenziellen Kunden in Kontakt zu treten. Dieses Experten-Programm gibt es mit rund 80 Teilnehmern auch im deutschsprachigen Markt.

Wie behalten Sie bei all diesen Kommunikationskanälen den Überblick?
Achim Schreiber: Mit vernünftigen Tools und einer vernünftigen Medienbeobachtung. Zusätzlich helfen Engagement und eine gute Content-Planung. Dafür gibt es bei uns ein Mal pro Woche eine Redaktionsrunde, in der wir die „Blattkritik“ machen und besprechen, was in der vergangenen Woche vielleicht nicht ganz so gut gelaufen ist, und auch die Inhalte und Zuständigkeiten für die kommenden Tage planen.

Wie groß ist das Team hinter all diesen Kommunikationsaufgaben? Inwiefern sind die MitarbeiterInnen aus anderen Abteilungen in die Unternehmenskommunikation involviert?
Achim Schreiber: Insgesamt sind wir in der Kommunikationsabteilung zu sechst. Wie schon angesprochen, findet eine enge Abstimmung mit dem HR-Bereich statt, der eigenständig auf dem Facebook-Account aktiv ist oder auch einen Recruiting Blog betreibt. Über das erwähnte Expert-Connect-Programm sind etliche Themenfachleute in die Social-Media-Kommunikation involviert und werden durch uns lokal unterstützt. Und natürlich kommen zahllose Consultants und IT-Experten hinzu, die selbst öffentlich auftreten und die wir in die Pressearbeit und die Content-Erstellung einbeziehen. Es geht bei uns also statt um Zentralisierung viel mehr um Orchestrierung von Kommunikation.

Capgemini hat Büros in mehr als 40 Ländern. Was sind die größten Herausforderungen bei der internationalen Kommunikation mit den KollegInnen?
Achim Schreiber: Capgemini ist ein Unternehmen französischen Ursprungs mit Headquarter in Paris. Die Herausforderung ist, die globalen Botschaften auf die lokalen Anforderungen anzupassen. Zum Glück haben wir dabei viele Freiheiten. Operativ haben wir regelmäßige Calls, an denen alle Kommunikatoren teilnehmen, um sich abzustimmen. Außerdem nutzen wir in der internen Kommunikation das Microblogging-System Yammer, über das wir sehr rege kommunizieren und uns austauschen.

Capgemini bringt jedes Jahr den World Wealth Report heraus. Welche Besonderheiten gilt es bei der Kommunikation einer solchen Studie zu beachten?
Achim Schreiber: Die Botschaften sollten in erster Linie konsistent sein. Wir in Deutschland können keine anderen Botschaften kommunizieren, als die Kollegen in den USA das tun. Wir müssen uns ein gemeinsames Messaging überlegen und dieses dann – abgestimmt auf die lokale Situation – auch durchhalten. Es gilt darauf zu achten, dass sowohl die Sprecher als auch die Fachexperten die gleichen Botschaften nach außen kommunizieren.

Sie hatten das Thema Blogs bereits angesprochen. Capgemini betreibt ja mehrere Corporate Blogs, u.a. zum Thema IT-Trends sowie zur Digitalen Transformation. Wer schreibt da und wie erfolgt die Themenauswahl?
Achim Schreiber: Wir vertreten zwei Marken – zum einen Capgemini Consulting, das ist unser Transformationsberatungsarm, zum anderen die stärker IT-aufgeladene Marke Capgemini. Wir versuchen, Themen aus beiden Blickwinkeln heraus zu betrachten. Das spiegelt sich auch auf den Blogs wider … dort finden sich Themen, die wir auf dem einen aus der IT-Perspektive und auf dem anderen aus der Management-Perspektive aufgreifen. Das ermöglicht uns unterschiedliche Herangehensweisen an ein Thema. Die Blogs sind in unsere Content-Planung integriert. Die Inhalte werden mit den Fachexperten abgestimmt, von denen die Beiträge nahezu ausnahmslos selbst geschrieben werden.

Was braucht ein guter Corporate Blog?
Achim Schreiber: Authentizität und Werbefreiheit. Die Zielgruppen eines Corporate Blogs sind nicht an Werbebotschaften interessiert. Unsere Leser erwarten von uns Inhalte, die sie im journalistischen Umfeld nicht finden, weil diese dort zum Beispiel anders aufbereitet werden. Unsere Themen werden aus subjektiver Sicht des jeweiligen Autors heraus geschildert und gehen in der Tiefe teilweise über das hinaus, was im journalistischen Umfeld zu finden ist. Das funktioniert, weil sich diese Blogs an eine kleine, spitze Zielgruppe richten.

Auf der Website kann man sich ein Video anschauen, in dem das Unternehmen in zehn Schritten kurz erklärt wird. Welche Rolle spielen Videos in der Unternehmenskommunikation bei Ihnen?
Achim Schreiber: Uns treibt das Thema Bewegtbild um und wir wollen das Thema Video künftig noch stärker in den Vordergrund stellen. Allerdings sind gerade im B2B-Bereich die Video-Budgets eher knapp und die Produktion dagegen aufwändig und zeitintensiv – zumindest, wenn diese Videos gut gemacht sein sollen. Zudem sind unsere Mitarbeiter quer in Deutschland und weltweit verstreut, sodass es nicht immer einfach ist, sie für eine Videoproduktion vor die Kamera zu bekommen. Dennoch wissen wir um die wachsende Bedeutung von Bewegtbild, insbesondere in der Kombination mit Mobile. Inhalte müssen einfach mobil konsumierbar sein.

Vielen Dank für die spannenden Einblicke, Herr Schreiber!

Über den Interviewgast:
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Achim Schreiber hat Publizistik an der Uni Mainz studiert und seine Leidenschaft für Medien zum Beruf gemacht: Er verantwortet die Kommunikation für das globale Managementberatungs- und IT-Services-Unternehmen Capgemini im deutschsprachigen Raum. Mit seinem kleinen Team ist er im Spannungsfeld von Earned, Owned und manchmal auch Paid Media unterwegs. Follower auf Twitter aus den Themenspektren Basketball, Medien und Corporate Communications sind gerne gesehen @achschre

Über die Autorin:
Nicole Storch ist freiberufliche Autorin für Print und Online. Zuvor betreute sie als Redakteurin beim Egmont Ehapa Verlag zahlreiche Kinder- und Jugendzeitschriften. Während ihres Studiums der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der UdK Berlin arbeitete sie bereits als freie Texterin für verschiedene Agenturen.

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