by

Und es hat Klick gemacht

Wie setzt man ein Produkt so in Szene, dass es in Redaktionen nicht in der Masse von Presseaussendungen untergeht, sondern es bis zur Veröffentlichung schafft? Was muss ein Pressefoto inhaltlich, gestalterisch und formal mitbringen, damit es über Redaktionen auch Kunden erreicht? Für medienrot hat die freie Autorin Jasmin Kreulitsch zehn Tipps für das perfekte Pressefoto zusammengestellt.

1. Bleiben Sie bei Ihren Leisten
Im Zeitalter von Digitalkameras ist es zwar ein Kinderspiel, Fotos zu machen, doch eine gute Kamera macht einen nicht automatisch zu einem guten Fotografen. Vergessen Sie daher die Idee, Ihr Produkt selbst zu fotografieren. Mit Laien-Aufnahmen schummeln Sie sich vielleicht an dem Redakteur vorbei, dem Sie Ihr Thema verkaufen wollen, aber spätestens der Bildredakteur oder der Art Director werden erkennen, dass kein Profi am Werk war – und die Nase rümpfen.

2. Arbeiten Sie mit einem Profi
Im optimalen Fall bezahlen Sie also einen Fotografen, um Ihr Produkt von der besten Seite einzufangen. Hierfür ist ein ausführliches Briefing unerlässlich. Informieren Sie den Fotografen nicht nur umfassend über Ihr Produkt, sondern auch über die Zielgruppe, die das Produkt ansprechen soll. Ein Pressefoto, das von Ihrem Fotografen nicht verstanden wird, erreicht auch niemals einen Kunden.

3. Seien Sie kreativ
Ein Pressefoto muss nicht nur vor weißem Hintergrund fotografiert werden. Entwerfen Sie zusammen mit Ihrem Fotografen ein Fotokonzept für Ihr Produkt, unterstreichen Sie die Kernaussage dessen, was Sie verkaufen wollen. Die klassische Rosenseife sieht als Produktshot ziemlich langweilig aus, doch betten Sie das Seifenstück beispielsweise auf Rosenblätter, machen Sie Ihr Produkt nicht nur viel greifbarer, Sie wecken mit einer plastischen Umsetzung auch eher das Interesse des Redakteurs.

4. Ziehen sie Grenzen
Ein Zuviel an Kreativität kann Ihr Pressefoto auch zerstören. Überladene Bilder oder zu verquer gedachte Fotokonzepte erreichen keinen Kunden. Muss man auf Ihrem Pressefoto erst das Produkt suchen oder darüber nachdenken, was das Bild einem sagen will, haben Sie das Thema verfehlt. Hart gesagt: Der Kunde ist immer dümmer.

5. Seien Sie vielfältig
Der klassische Produktshot – egal ob Sie einen Porsche, ein Puder oder ein Potenzmittel bewerben – muss in jeder Pressemappe vorhanden sein. Hier gilt: Keep it simple. So genannte Still-Life-Aufnahmen, auf denen nur das Produkt zu sehen ist, sind essentiell und werden in Redaktionen gerne genutzt, weil sie sich perfekt freistellen lassen. Im Idealfall bieten Sie mehr Material an: die schlichte Still-Life-Aufnahme plus die kreativere Variante mit Ihrem Fotokonzept. Ist beides gut umgesetzt, stehen die Chancen gut, dass auch beide veröffentlicht werden.

6. Suchen Sie Models gut aus
Denken Sie immer an Ihre Zielgruppe! Vor allem, wenn Sie mit Models arbeiten, müssen Sie vor Augen haben, wen Sie erreichen wollen. Dass Sie in den Porsche keinen Soziologiestudenten setzen oder für das Potenzmittel keinen Teenager auswählen werden, setze ich mal voraus. Aber was ist mit dem Puder? Wer soll es kaufen? Ein Kunde will sich in Ihren Pressefotos wiederfinden, ein Redakteur muss von Ihrem Motiv überzeugt sein, damit er es auswählt! Ein Foto, das Sie für die Zielgruppe der „Brigitte“ machen, kann nie in der „Bravo“ landen.

7. Denken Sie an die Auflösung
Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie mit dem Fachwissen eines Fotografen auftrumpfen, doch das kleine Einmaleins sollten Sie beherrschen. Sprechen Sie lieber im Vorfeld mit Ihrem Fotografen als am Ende von Rückfragen von unzufriedenen Bildredakteuren genervt zu werden. Achten Sie auch unbedingt darauf, in welcher Auflösung Redaktionen Ihre Pressefotos benötigen: Printredaktionen brauchen immer drucktaugliche Daten mit 300 dpi (dots per inch), während Onlineredaktionen mit 72 dpi zufrieden sind. Machen Sie Ihre Hausaufgaben, dann ersparen Sie sich Anrufe von Redaktionen, die Ihnen genervt sagen: „Wir machen Print, bei Ihrer Auflösung wäre das Bild nicht mal einen Zentimeter groß.“

8. Achten Sie auf Datenmengen
Es gibt Redakteure, die üppig beladene E-Mails nicht mögen. Und es gibt Redakteure, die es lieben, mit der E-Mail gleich die High-Resolution-Fotos zu erhalten. Sie werden es nie allen Recht machen können, aber Sie können dafür sorgen, dass in nur einer E-Mail klar wird, wo Redaktionen entsprechendes Bildmaterial finden. Schicken Sie nur niemals eine Pressemitteilung raus und bewerben ein Produkt, das der Redakteur nicht sehen kann. Im Zweifelsfall wird er nämlich nicht nach Ihrem Pressefoto fragen, sondern Ihre Nachricht löschen. Halten Sie nichts von großen Datenmengen in einer E-Mail, dann bieten Sie über einen Downloadlink die Möglichkeit an, mit wenigen Klicks an Ihre Pressebilder zu kommen.

9. Überdenken Sie Ihre Pressemitteilung
Obwohl wir uns im digitalen Zeitalter befinden, werden noch viele Pressemitteilungen auf dem Postweg verschickt. Das bietet bezüglich Pressebildern den Vorteil, dass man diese auf CD brennen kann. Nur: Das sind zusätzliche Arbeitsschritte in Redaktionen. Denn meist ist nicht der Redakteur, der Ihre Aussendung bekommen hat, für die Fotos zuständig. Er muss die Pressemappe weiterreichen. Eine E-Mail dagegen ist mit nur einem Klick weitergeleitet. Im besten Fall nehmen Sie sich die Zeit und bringen in Erfahrung, wie die Redaktionen, mit denen Sie zusammen arbeiten, Ihre Pressemitteilung erhalten wollen.

10. Investieren Sie in eine Datenbank
Langfristig empfiehlt es sich, in eine Datenbank zu investieren, auf die Redaktionen uneingeschränkt und vor allem unabhängig von Dritten und von Ihrer Arbeitszeit Zugriff haben. Ein Redakteur, der abends ein Pressefoto braucht, wird dankbar für Ihre Datenbank sein – und nicht ein anderes Produkt wählen, weil Sie auf seine Anfrage nach Bilddaten zu spät reagieren. Befürchten Sie Kontrollverlust bzw. den Überblick, welcher Redakteur welches Pressebild benötigt, muss nur die Datenbank entsprechend entwickelt sein: Heutzutage lässt sich spielerisch herausfinden, welches Motiv wann und von wem downgeloadet wurde. Eine Datenbank erspart nicht nur Redaktionen, sondern auch Ihnen vielerlei Arbeitsschritte.

Über die Autorin: Jasmin Kreulitsch (34) ist seit 2008 freiberufliche Autorin für Print, Online, TV und PR und verantwortete zuvor als Chefredakteurin mehrere Jugendzeitschriften, u.a. „CHICA“, „Top of the Pops“ und „Best of the Dome“.