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Netzgespräche: Reisebloggerin Katja Hentschel

KatjaHentschel_Travelettes
Bei Katja Hentschel und ihrem Blog „Travelettes“ ist der Name Programm. Das Interview führen wir nämlich „über den großen Teich“. Die Bloggerin ist zur Zeit in New York unterwegs und macht sich natürlich auch auf die Suche nach spannenden Locations und tollen Erlebnissen. Ihre durchschnittlich 500.000 BesucherInnen monatlich danken es ihr. Auch die über 141.000 Facebook– und 25.000 Instagram-Fans hält Katja Hentschel, gemeinsam mit ihrem Team, über Reisen in alle Welt auf dem Laufenden.

Frau Hentschel, vielen Dank, dass Sie sich während Ihres New York Aufenthaltes die Zeit für das Interview nehmen. Am besten, wir legen sofort los:

Beschreiben Sie Ihren Blog in drei Worten!
Katja Hentschel: Girls meets world

Seit wann bloggen Sie?
Katja Hentschel: Seit 9 Jahren! Eine kleine Ewigkeit.

KatjaHentschel_Schreibtisch
Von wo aus bloggen Sie? Gerade im Moment sind sie ja unterwegs.
Katja Hentschel: Entweder ganz gewöhnlich am Schreibtisch in meinem Wohnzimmer in Berlin oder – fast genauso oft der Fall – überall da, wo eine Sitzmöglichkeit besteht. Wenn ich gerade reise, blogge ich auch mal gerne im Bett, in Cafés, am Pool, im Taxi, im Zug …

Wie sind Sie zum Bloggen gekommen?
Katja Hentschel: Ich hatte gerade erst das Fotografieren für mich entdeckt und suchte einen Grund, mehr Fotos zu machen. Hinzu kam, dass ich Ende 2006 gerade die ersten Partyblogs entdeckte und dachte: Wie cool, das würde ich auch gern machen. Da ich zu der Zeit gerade zwischen Berlin und New York pendelte, hatte ich die besten Partys und coolsten Streetstyles praktisch genau vor der Nase und so startete ich glamcanyon.com, meinen ersten Blog. Drei Jahre später folgte Travelettes.net, weil ich meine zweite große Leidenschaft, das Reisen, mehr in meinen Beruf integrieren wollte und wusste, dass ein Blog der richtige Weg sein würde.

Wer ist Ihre Zielgruppe?
Katja Hentschel: Die Hauptzielgruppe für Travelettes sind junge Frauen zwischen 16 und 40, die Lust haben, die Welt zu erkunden. Wir sind ein Team aus 10 Autorinnen aus verschiedenen Alters- und Berufsgruppen und gemeinsam hoffen wir, eine weite Bandbreite an Leserinnen anzusprechen. Von der Backpackerin, die gerade erst Abi gemacht hat, bis hin zur berufstätigen Mama.

Wie gehen Sie mit den Kommentaren Ihrer Leserinnen um?
Katja Hentschel: Wir haben wirklich sehr, sehr nette Leserinnen, deswegen bekommen wir fast ausnahmslos wohlgesonnene Kommentare, auf die wir gerne antworten.

Wie finanzieren Sie Ihren Blog?
Katja Hentschel: Zum einen finanzieren wir uns, wie die meisten, über Advertorials und diverse andere Kooperationen mit großen Marken. Mal testen wir ein neues Handy auf unseren Trips, mal darf ein neuer Koffer mit auf die Reise. Wir sind wirklich recht offen für jegliche Art von Kooperation. Manchmal erstellen wir auch Content für andere Marken oder machen Social Media für Reisefirmen. Immer wieder werde ich auch gebucht für Social Media Consulting und Vorträge.

Und wie vermarkten Sie Ihren Blog?
Katja Hentschel: Facebook ist unser Zugpferd, wenn es um Selbstvermarktung geht. Wir haben aktuell über 140.000 User, und jede Woche kommen rund 1.000 dazu. Wir sehen uns nicht so sehr als Blog, sondern eher generell als Supporter und Anlaufstelle für Leute, die Lust haben, mehr über Reisen zu erfahren und diesbezüglich inspiriert zu werden. Dementsprechend wählen wir auch unseren Social Media Output aus.

Was war das bisherige Highlight Ihrer Blogger-Karriere?
Katja Hentschel: Die Tatsache, dass ich aus der Bloggerei eine gut gehende, unabhängige Karriere machen konnte, ist ein einziges Highlight für mich. Ich tippe dies gerade aus New York, den kommenden Winter verbringe ich in Kapstadt. Ich kann arbeiten, wenn mein Kind schläft, bin ortsunabhängig und kann problemlos sechs Monate im Jahr reisen. Das ist mit Abstand das Größte, was mir das Bloggen hätte geben können.

Welche Dinge sind Ihnen beim Bloggen am Wichtigsten?
Katja Hentschel: Ich liebe die Idee des Austauschs beim Bloggen. Ich habe etwas Tolles erlebt und erzähle es den Lesern. Im Idealfall denken die sich „Klingt super, da will ich auch hin“ und machen es dann vielleicht sogar. Wenn jemand eine tolle Reiseerfahrung hat, aufgrund von ein paar kleinen Tipps, die ich geben konnte, finde ich das schon eine tolle Sache. Das ist das eine. Das andere, was aus dem Bloggen so ein tolles Ding macht, ist die Tatsache, dass man dadurch aus einem Hobby einen Beruf machen kann. Quasi ein direkter Weg zur Selbstverwirklichung.

Welche Erfahrungen haben Sie mit PRlern und Marketinganfragen gemacht?
Katja Hentschel: Das finde ich nach wie vor ein schwieriges Feld und es ärgert mich oft, dass Online, vor allem gegenüber Print, noch immer so wenig wertgeschätzt wird. Wer bei uns inseriert, hat seinen Link für immer auf unserer Seite und via Google wird er normalerweise über die Jahre immer wieder viel und messbaren Traffic erfahren. 70 Prozent aller Menschen, die eine Reise planen, suchen sich vorher übers Netz Informationen und stoßen dabei auf unsere Posts. Eine Anzeige in einer Zeitung oder einem Magazin hat eine Lebensdauer von maximal ein paar Monaten und es gibt quasi keine Möglichkeiten für Leute, die das jeweilige Magazin nicht zum rechten Zeitpunkt kaufen, auch den Inhalt dessen zu erfahren. Da hat Web viele Vorteile.

Was ist für Sie eine gute Marketinganfrage?
Katja Hentschel: Am liebsten sind mir Firmen, die offen und progressiv sind und mit uns abstimmen, welche Strategie wir zusammen verfolgen. Wir kennen unsere Leser und haben bestimmte Vorstellungen davon, wie wir gern mit Marken zusammenarbeiten wollen, um dabei immer auch transparent und ehrlich zu bleiben. Zum Glück hatten wir diesbezüglich viele gute Erfahrungen mit unseren Kooperationen.

Und was ist eine schlechte?
Katja Hentschel: Wir haben eine gewisse Größe, die wir uns über sechs Jahre aufgebaut haben. Gerade auf europäischer Ebene gibt es nur eine Handvoll Reiseblogs, die da mithalten können. Ich ärgere mich immer, wenn große Marken mit kleinen oder ganz ohne Budgets an uns herantreten, mit der Begründung, dass sie es nicht gewohnt sind, soviel Geld in die Hand zu nehmen.

Was planen Sie für die Zukunft vom Blog?
Katja Hentschel: Mittlerweile machen 2 von uns Travelettes hauptberuflich und wir wollen das weiter ausbauen. Wir sehen das Potenzial in Travelettes als Marke und wollen diese auch international pushen. Von Apps bis Social Network ist aktuell alles vorstellbar, wir sind am Ball.

Ich danke Ihnen für das Gespräch und freue mich sehr, dass Sie sich mit Ihrem Blog eine gut funktionierende und erfüllende Aufgabe gefunden haben und sich selbst verwirklichen können. Dafür wünsche ich auch weiterhin viel Erfolg!

Über die Autorin:
Andrea_150x150pxAndrea Zschocher ist freie Journalistin und Bloggerin. Sie schreibt gern, aber nicht ausschließlich über Familie, Beruf und die Vereinbarkeit dieser Lebenswelten. Auf ihrem Blog „Runzelfüßchen“ schreibt sie über die schönen Seiten am Leben mit Kind. Darüber hinaus beschäftigt sie sich beruflich und privat mit Blogs, Social Media und Networking.