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Mobile Update: Die Mobile-Trends für 2013.

Die Woche vom 10. bis 17. September 2012, also die Woche der Präsentation des iPhone 5, ist ausgerechnet für den Apple-Rivalen Google zu einem weiteren Meilenstein in der Geschichte seiner Suchmaschine geworden: In dieser Woche gab es bei Google.de erstmals mehr Suchanfragen von Smartphones und Tablets als von PCs – wenn auch noch nicht bezogen auf alle Suchanfragen, sondern im Bereich der Suche nach den derzeit zehn beliebtesten Smartphones. Auch wenn diese Zahlen nur eine Momentaufnahme sind und für eine sehr mobil-affine Kategorie gelten, so zeigen sie doch, wohin die Reise gehen dürfte: Die mobile Suche wird die Suche am klassischen PC generell überflügeln. Momentan liegt der durchschnittliche Anteil aller mobilen Suchanfragen bei Google.de schon bei 20 Prozent – eine rasante Entwicklung, wenn man bedenkt, dass es das mobile Internet in seiner heutigen Form erst seit fünf Jahren gibt.

Mobilgeräte-Absatz überflügelt PCs

Marktforscher Gartner erwartet, dass im Gesamtjahr 2012 weltweit 821 Mio Smartphones und Tablets verkauft werden. 2013 sollen dann sogar 1,2 Mrd Smartphones und Tablets weltweit abgesetzt werden. Dagegen bricht der Markt für PCs ein: Im 3. Quartal 2012 gab es einen Schwund von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 87,5 Mio Stück. In Westeuropa sank der Absatz sogar um 15 Prozent auf 13,6 Mio Einheiten. „Die langfristige Herausforderung für PC-Hersteller und -Händler ist es, wieder zu wachsen und Produkte herauszubringen, die mit den unwiderstehlichen Mobilgeräten mithalten können, die auf den Markt kommen“, so Gartner-Analystin Meike Escherich.

Mobile wird zum Massenmarkt

Eine Herausforderung freilich nicht nur für Gerätehersteller, sondern auch für Anbieter von Online-Inhalten, sprich Medien, Marken und Kommunikatoren. Schließlich wird das Mobile Web immer mehr zum Massenmarkt, der zum Teil die „stationäre Internetnutzung“ am Computer kompensiert. Das zeigen folgende Indikatoren:

· 15 Prozent der Smartphone-Nutzer verwenden das mobile Internet als Ersatz zur stationären Internetnutzung, so eine AGOF-Umfrage.

· Das Online-Angebot von „TV Spielfilm“ wird schon seit 2011 stärker von Smartphones und Tablets aus genutzt als von PCs.

· Bild.de bekommt schon 28 Prozent seines Traffics via Mobile und hat 3,6 Mio mobile User im Monat. Dadurch ist Bild.de Mobil Deutschlands drittgrößtes Nachrichtenangebot nach Bild.de allgemein und Spiegel Online allgemein.

· Wenn der Onlinehändler Zalando einen TV-Werbespot ausstrahlt, steigt die Nutzung seines mobilen Angebots auf Smartphones und Tablets um beinahe das Dreifache – und liegt zu solchen Spitzenzeiten bereits bei 25 Prozent des gesamten Traffics von Zalando.

· Vor dem Kauf eines Produkts legen schon 60 Prozent der Verbraucher Wert darauf, sich gezielt mobil informieren zu können, so eine eBay-Umfrage.

· Startups entstehen heute mit Vorliebe als Mobile-only-Angebote, z.B. Instagram oder MyTaxi.

Mobile Life all over

2013 dürfte die Dynamik weiter zulegen. Wenn man Einschätzungen der Beratungsgruppe Goldmedia glauben darf, die in ihrem Trendmonitor 2013 einen Ausblick auf ausgewählte Entwicklungen in den Bereichen Medien, Telekommunikation, Entertainment, Internet und Social Media gibt, so sind es gleich mehrere Phänomene mit Bezug zum mobilen Internet, die an Bedeutung gewinnen. Darin heißt es unter anderem:

· Mobile Life all over: Nach Smartphones starten Tablets durch und bringen mobiles Internet noch stärker in die Lebenswelt.

· Location-based Services im Auge haben: Ortsbezogene Dienste erobern den öffentlichen und privaten Raum.

· Social TV auf dem Weg zum Mainstream: Neue und innovative Kommunikationsplattformen von TV und Internet entstehen.

· Hybride Mediennutzung als Game Changer: Neue Geschäftsmodelle für multiple Kanäle und Devices gesucht.

Auch Marktforscher Gartner nennt in seinen „Top 10 Strategic Technology Trends for 2013“ vor allem mobile Trends. Einer der zentralen Punkte dieser Prognose: Bereits 2013 sollen Mobiltelefone den PC weltweit gesehen als gängigstes Gerät für den Internetzugang ablösen. In Deutschland und anderen Ländern dürfte dieser Zustand wegen der deutlich höheren PC-Verbreitung gegenüber Entwicklungsländern zwar etwas später erreicht werden. Doch auch hier wird deutlich, wohin die Reise hingeht.

Mobile Strategie überlebenswichtig

Mobile-Fans wie Google-Manager Ian Carrington sagen nicht umsonst: „Wenn Sie keine mobile Strategie haben, dann haben Sie überhaupt keine Strategie.“ Doch weshalb ist eine Strategie für ein mobiles Angebot so wichtig?

1. „Normale“ Internetseiten sehen auf Smartphones suboptimal aus und werden beim Einsatz von Technologien wie Flash nur bruchstückhaft dargestellt.

2. Lange Ladezeiten „normaler“ Internetseiten wirken störend. Wenn Nutzer nicht innerhalb von 5 Sekunden die Seite sehen, brechen sie ab und sind als Leser oder Kunde verloren.

3. Mobile-optimierte Websites und Apps folgen hingegen dem Prinzip „Reduce to the max“ oder auch „Keep it simple stupid“: Sie sind meist schlichter gestaltet und haben oft nur eine statt mehrerer Spalten. Zudem sind sie auf die Bedienung per Touchscreen optimiert.

Dabei sollten Medien- und Markenmacher jedoch nicht nur an die Nutzung des Angebots via Smartphone und Tablet denken, sondern zugleich weitere Technologien auf dem Radar haben: Die Sprach- und Gestensteuerung wird immer besser. Zudem sollen 2013 die ersten interaktiven Brillen mit Internetzugang marktreif sein, z.B. Googles Project Glass. Auch wenn Smartphones und Tablets heute boomen, könnte der Internetzugang schon in wenigen Jahren wieder vollkommen anders aussehen. Doch bis dahin gilt ohne Frage: Mobile gewinnt!

Über den Autor: Florian Treiß (31) ist Gründer von mobilbranche.de und informiert in einem kostenlosen Newsletter mobile Entscheider über News und Trends in Mobile Marketing und Mobile Business. Er war bis März 2012 stellvertretender Chefredakteur beim Medienfachdienst turi2.de und hält Vorträge zu Themen wie “Social, Local, Mobile” und dem digitalen Wandel von Medien.