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Mobile Update: Neue Tablets braucht das Land.

iPad Mini, Kindle Fire HD, Nexus 10 und Surface –- so heißen die neuesten Hoffnungsträger von Apple, Amazon, Google und Microsoft, die in den vergangenen Tagen auf den Markt kamen. Noch nie war soviel Bewegung im Markt der Tablet-Computer wie heute. Dabei tritt mit Windows 8 ein neues Betriebssystem auf den Plan, das klassischen Laptops endgültig den Todesstoß verpassen könnte.

Der Geräte-Überlick

Ermutigt durch den Erfolg des Kindle Fire, eines Günstig-Tablets mit einem deutlich kleineren Display, das Amazon seit dem Weihnachtsgeschäft 2011 ausschließlich in den USA verkaufte, rollt nun ein neue Tablet-Welle auf uns zu: Amazon verkauft das Kindle Fire sowie eine neue HD-Version des Geräts seit wenigen Tagen auch in Europa. Google bietet seit kurzem ein Einsteiger-Tablet namens Nexus 7 für 199 Euro an –und legt in wenigen Tagen mit dem Nexus 10 (10 Zoll Displaygröße) nach. Letzteres soll ab 399 Euro zu haben sein und wird und bei der Ausstattung locker mit dem Original-iPad mithalten können. Apple wiederum hat bereits die vierte Generation des regulären iPads im Programm und zudem seit neuestem ein iPad mini im Angebot, eine deutlich kleinere und leichtere Version für 329 Euro.
(Preise jeweils für die Basisversion)

Mobilfunkmodul – mit oder ohne?

Was ist bei der Auswahl eines neuen Tablets zu beachten? Zunächst sollten Sie sich überlegen, ob Sie mit einem Modell, das sich ausschließlich über W-Lan mit dem Internet verbindet, auskommen werden oder ob Sie ein Modell mit Mobilfunkmodul brauchen, weil Sie viel mobil arbeiten wollen oder müssen. Wenn Sie permanent online gehen müssen, dann fallen sowohl das Nexus 10 von Google als auch Kindle Fire und Kindle Fire HD von Amazon weg. Auch das Surface von Microsoft bietet kein Mobilfunkmodul (weitere Infos siehe unten).

Übrig bleiben also von den derzeit bekanntesten Modellen nur das iPad, das iPad mini und das Nexus 7, bei denen Modelle mit Mobilfunk für jeweils mindestens 100 Euro Aufpreis gegenüber der reinen W-Lan-Version erhältlich sind. Mit einem Trick können aber auch reine W-Lan-Geräte über das Mobilfunknetz surfen: dann nämlich, wenn der Nutzer ein Smartphone hat und es zu einem mobilen Hotspot umfunktionieren kann, über den das Tablet eine Internetverbindung erhält. Dies ist allerdings deutlich nerviger als ein integriertes Mobilfunkmodul genießen zu können.

Mobiles Fitnessgerät oder intelligentes Leichtgewicht?

Ein weiteres Entscheidungskriterium ist die Handlichkeit des Geräts: Ein Tablet mit einem rund 10 Zoll großen Display wiegt schnell über 600 Gramm – und ist ähnlich groß wie ein A4-Block. Es ist daher nur bedingt ein wirklich „mobiles Gerät“ und eignet sich eher zur Nutzung im Büro oder auf der Couch als in der U-Bahn.

Wenn Sie hingegen auf eine mobile Nutzung aus sind, dann werden Sie mit einem kleineren Tablet zwischen 7 und 8 Zoll Displaygröße besser beraten sein. Diese Geräte sind so handlich wie ein Taschenbuch und wiegen deutlich weniger: Noch recht schwer ist das Kindle Fire mit rund 400 Gramm. Ein echtes Leichtgewicht ist das iPad mini mit rund 310 Gramm, während das Nexus 7 dazwischen angesiedelt ist.

Windows 8 bringt Business-Vorteile

Zudem empfiehlt sich ein Blick auf das jeweilige App-Angebot: Während es für iPad und die Android-Geräte bereits unzählige Apps gibt, so gibt es zum Start von Windows 8 und dem Surface-Tablet von Microsoft dafür nur wenige tausend Apps. Allerdings wagt Microsoft einen radikalen Vorstoß, der Tablets mit Windows 8 zum vollständigen Ersatz von PC oder Laptop machen könnte: Die Tablets sind nämlich eng mit der Office-Welt von Microsoft verzahnt und können teilweise neben neu entwickelten Apps auch herkömmliche Windows-Programme abspielen – gut für die Nutzung von Unternehmenssoftware.

Bereits erhältlich ist das Surface in einer Version mit dem abgespeckten Betriebssystem Windows RT. Preislich orientiert sich Microsoft dabei am iPad und verlangt für die Basisversion 479 Euro. Der Clou am Gerät ist aber, dass es für 100 Euro extra eine hauchdünne Tastatur namens Touch Cover gibt, die das Surface nahezu zum Laptop-Ersatz macht: E-Mails lassen sich so deutlich besser tippen, zudem gibt es eine App-Version von Microsoft Office, die bereits vorinstalliert ist. Auch wenn dies schon prima klingt, so gibt es doch einen größeren Schönheitsfehler: Auf dem Gerät laufen die klassischen Windows-Programme nicht. Dadurch bleiben viele Anwendungen zur Unternehmenssteuerung außen vor, zumindest so lange es nicht neue App-Versionen davon gibt.

Wer das Surface tatsächlich als Laptop-Ersatz nutzen will, der sollte lieber auf eine weitere Version des Surface mit Windows 8 Pro warten, das in wenigen Wochen ebenfalls erscheinen soll. Darauf laufen dann auch alle klassischen Programme. Bereits erhältlich sind Tablets anderer Hersteller mit einer Vollversion von Windows 8, z. B. das Asus VivoTab und der Samsung Ativ Smart PC, die auf eben diesen Vorteil setzen. Solche Geräte sind sehr praktische Zwitter: Ohne angesteckte Tastatur eine mobile Surfstation, die in jede Aktentasche passt – und mit angesteckter Tastatur ein nahezu vollwertiger Laptop.

Fazit

Wer ein echtes Arbeitstier haben möchte, sollte sich eines der neuen Tablets mit Ansteck-Tastatur und Vollversion von Windows 8 zulegen, muss dafür aber je nach Modell bis zu 1.000 Euro investieren. Auch das Surface mit Windows RT eignet sich durch die integrierte Office-App und die optionale Tastatur schon etwas besser zum Arbeiten als ein iPad oder ein Android-Tablet.

Umgekehrt haben iPad und Android-Tablets ihre Vorteile aktuell im größeren „Ökosystem“, sprich der Anzahl von Apps. Gerade wer Unterhaltsames bevorzugt, fährt mit ihnen besser. Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist zudem das Gewicht von Geräten: Mit dem iPad mini und Google Nexus 7 gibt es gleich zwei Geräte, die hier punkten können und zudem optional mit Mobilfunkmodul erhältlich sind. Für den Business-Einsatz als eher untauglich entpuppt sich hingegen das Kindle Fire von Amazon, da hierfür kein Mobilfunkmodul erhältlich ist und das mobile Arbeiten so nur eingeschränkt möglich ist.

Über den Autor: Florian Treiß (31) ist Gründer von mobilbranche.de und informiert in einem kostenlosen Newsletter mobile Entscheider über News und Trends in Mobile Marketing und Mobile Business. Er war bis März 2012 stellvertretender Chefredakteur beim Medienfachdienst turi2.de und hält Vorträge zu Themen wie “Social, Local, Mobile” und dem digitalen Wandel von Medien.