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Meditation und MediaTalk

Was für ereignisreiche Tage. Erst habe ich vier Tage in einem Zen-Kloster bei einem Leadership-Seminar verbracht. Und dann ging es am Dienstag gleich weiter mit dem MediaTalk von Landau Media und turi2 in München. Interessant, wie sich beide Aktivitäten im Laufe des MediaTalks miteinander verbunden haben.

Beim MediaTalk sprach Miriam Meckel, Herausgeberin der Wirtschaftswoche, mit Peter Turi, Medienmacher und Herausgeber des Mediendienstes turi2, über digitale und analoge Netze und ihr neues Buch „Mein Kopf gehört mir“. In diesem Buch schildert sie, wie sich bald die digitale Welt der Netzwerke mit den neuronalen, biologischen Netzen unseres Gehirns verbinden könnte. Eine „Optimierung“ unseres Verstandes durch digitale Technologien steht kurz bevor.

Zuvor hatte ich im Zen-Seminar viel darüber gelernt, dass Schaffenskraft, Konzentration und auch Zufriedenheit ungemein davon abhängen, dass Körper, Geist und Energie in einem gesunden Verhältnis stehen. Leider kommt uns dieses Gleichgewicht immer mehr abhanden, da in der technisierten, globalen Welt der Geist als wesentlicher Faktor des menschlichen Daseins betrachtet wird. Wir neigen in der Zwischenzeit dazu, nur unsere geistige Tätigkeit wahrzunehmen und den Körper als etwas zu betrachten, der stört, wenn er nicht funktioniert.

Aus diesem Grund gehen die Hauptüberlegungen der Technologie-Gurus bei Facebook, Google und Co. immer mehr in die Richtung, unseren Intellekt durch technische Hilfsmittel immer leistungsfähiger zu machen und besser mit der digitalen Welt zu verbinden. Miriam Meckel berichtete über ihre Selbstversuche mit Mensch-Maschine-Schnittstellen, von denen einige recht unangenehme körperliche Folgen hatten. Alle ihre Erfahrungen kann man in ihrem Buch eindrucksvoll beschrieben nachlesen.

Ich saß also beim MediaTalk und lauschte den Aussagen von Peter Turi und Miriam Meckel, als mir, sensibilisiert durch mein Zen-Seminar, der Gedanke durch den Kopf schoss: „Welchen Sinn hat eigentlich die weitere Optimierung unserer Intelligenz und deren immer stärkere Anbindung an Technologien?“ Ist es ein herausragender Mangel unserer Gesellschaft, dass es uns an Erkenntnissen, Informationen oder gar an Kommunikation fehlt? Sind die gesellschaftlichen Probleme nicht alle bekannt? Scheitert die Lösung dieser Probleme an unserer geistigen Kapazität?

Ich bin der Meinung, dass wir andere Dinge an den Menschen verbessern könnten als die Geschwindigkeit, mit der wir Informationen verarbeiten, verbreiten oder verbinden. In den nächsten Jahre sollten wir an den Handlungen arbeiten, die aus den Erkenntnissen der Vergangenheit noch zu erledigen sind. Der Klimawandel wird nicht durch künstliche Intelligenz gestoppt und auch nicht durch getunte Hirne. Hunger, Umweltverschmutzung und Menschen, die nach Sicherheit in anderen Ländern suchen, brauchen keine schnelleren Denker.

Im Moment fehlt es an Machern mit Mitgefühl und Haltung. Kommuniziert und gedacht wird schon genug. Das Handeln mit Mitgefühl und Entschlossenheit ist optimierungsbedürftig. Daran verdient dann vielleicht kein Internetkonzern und es erzeugt auch keine weiteren Daten, mit denen neue Geschäftsmodelle aufgebaut werden könnten, aber es löst vordringliche Probleme. Miriam Meckel fordert: Wir müssen die Autonomie über unser Hirn behalten – als Kreativ- und Bewusstseinsraum. Und eben auch, um losgelöst von Algorithmen, Datenstrukturen und Hirn-Tuning bewusst und menschlich handeln zu können.


Über den Autor: andrea katheder für landau media, berlin 2013Uwe Mommert ist Geschäftsführender Gesellschafter von Landau Media. Darüber hinaus ist der Digitalexperte begeisterter Social Media- und Technology-Jünger und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen. Sie erreichen Uwe Mommert auch unter mommert@landaumedia.de, bei Xing und bei LinkedIn.