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Lügen haben große Reichweite

Foto: © Fotolia/VRD
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In seiner Kolumne „Jörges“ im Magazin Stern vom 16.02.2017 geht Hans-Ulrich Jörges auf die Rolle der sozialen Netzwerke in der Verbreitung von „Fake News“ und Hetze ein. Er meint, dass die Netzwerke „auf unheimliche Weise Gesellschaft und Demokratie verformen“.

Ich bin mir da nicht sicher. Am Ende sind die Netzwerke nichts anderes als ein Weg, „dem Volk aufs Maul zu schauen“. Ein Einblick in das politische Verständnis von Otto Normalverbraucher und Erika Mustermann. Was verformt also „auf unheimliche Weise Gesellschaft und Demokratie“?

Ich glaube, dass solche Verformungen ein langfristiger Prozess sind. Ein Prozess, dessen Krönung sicherlich der amerikanische Präsident mit seiner Medien und Oppositionsschelte ist. Er ist aber nur die konsequente Weiterführung eines politischen Sittenverfalls. Warum heißen Lügen neuerdings „Fake News“. Warum gilt nicht mehr „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“? Betrachten wir hier nicht die Auswirkungen eines Verfalls der politischen Kultur, der schon lange vor Facebook begonnen hat?

Angefangen hat der Prozess in meinen Augen mit chronischer Vereinfachung. Politische Dikussionen wurden zunächst von Fakten befreit und in Parolen gepackt. Ganze Wahlkämpfe wurden ohne politische Inhalte, nur mit der Fixierung auf Personen geführt. Nachrichten wurden zum „Infotainment“. Politische Meinungsbildung sollte unterhaltsam werden. Das Ringen um eine gute Lösung ist zu einer politischen Seifenoper geworden, in der Fakten nur den Unterhaltungswert reduzieren würden. Alle diese Entwicklungen sind in den „klassischen Medien“ schon lange zu beobachten.

Was wir brauchen, ist eine Rückbesinnung auf gesellschaftliche Werte und politische Kultur. Wir brauchen Journalisten und Medien, die uns wieder Fakten zumuten und den Vereinfachern das Wasser abgraben. Wir brauchen Politiker, die Respekt für andere Meinungen zeigen und ihren Standpunkt auch ohne Verunglimpfung des politischen Gegenübers formulieren können.

Es sind nicht „die sozialen Netzwerke“, die die politische Kultur verändern. Es sind immer Menschen. Wir brauchen jetzt Journalisten und Politiker, die nicht durch Lautstärke und Vereinfachung, sondern durch Persönlichkeit und Werte die politische Diskussion bestimmen. Kein hektisches Themenhopping mehr, das sich von den Brandstiftern die Themen aufzwingen lässt, sondern fokussierte inhaltliche Diskussionen, wie wir dieses Land weiterentwickeln wollen, das kann das Rezept der Demokratie sein.

Über den Autor: andrea katheder für landau media, berlin 2013Uwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen. Sie erreichen Uwe Mommert auch unter mommert@landaumedia.de, bei Xing und bei LinkedIn.