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Leg Dich nicht mit dem Türsteher an!

Als Berliner verfügt man zwangsläufig über Disko- und Cluberfahrung. Man lernt sehr schnell, dass die ernst dreinblickenden Damen und Herren an der Eingangstür nicht zu scherzen aufgelegt sind. Selbst wenn man sich für noch so wichtig hält: Wenn der Türsteher nicht will, kommt man nicht rein. Anscheinend sind die Top-Manager in den Verlagsetagen nicht so oft mit Türstehern konfrontiert worden, sonst wüssten sie, dass Google so etwas wie der Doorman des Internets ist.

Die meisten Internetnutzer, die ich kenne, beginnen ihre Reise durch das Web an zwei Türen: Google oder Facebook. Entweder wird schnell gesucht, z.B. „Olympia Ergebnisse Rudern“ oder man will sich mit seinen Freunden austauschen und beginnt auf Facebook, um von dort den Empfehlungen zu folgen. Keiner der Menschen, die ich kenne, beginnt seine Reise ins Internet auf einem Verlagsangebot. Sicherlich gibt es einige, die noch über Spiegel Online in das Internet einsteigen, aber Verlage haben sich als Startseite nicht wirklich durchgesetzt.

Es gilt also: Wer nicht gefunden wird, wird nicht besucht. Wer aber keine Besucher hat, der kann sein Online-Angebot auch nur schwer über Werbung finanzieren, da hier immer noch die Reichweite die wichtigste Währung ist. Verlage sind also darauf angewiesen, dass der „Türsteher“ Google die Besucher auf ihre Seite lässt. In Belgien hat Google bereits erfolgreich demonstriert, wie’s gehen kann: Dort wollten die Verlage Geld für die Auflistung ihrer Webseiten haben, woraufhin Google ihnen die Tür vor der Nase zugeworfen hat (spiegel.de >>). Erst nachdem die Verlage Google versichert hatten, dass sie doch nichts gegen die Dienste des Suchanbieters hätten, machte dieser die Tür wieder auf (spiegel.de >>).

Ich glaube zwar, dass in Deutschland das Leistungsschutzrecht das gleiche Schicksal wie ACTA erleiden wird (digitalegesellschaft.de >>), wenn dem allerdings nicht so ist, werden die Verlage ihr blaues Wunder erleben. Die Nutzer im Internet folgen klaren Trampelpfaden und am Anfang stehen eben Google und Facebook. Das ist ein Verdienst dieser Anbieter und ihrer Angebote, den sie im fairen Wettbewerb errungen haben. Diese Marktmacht werden sie nutzen, bevor sie freiwillig die Früchte ihrer Arbeit teilen. Ein Berliner Türsteher gibt dem Clubbesucher ja auch nichts von dem Geld ab, das er verdient.

Über den Autor: Uwe Mommert ist Vorstand für Vertrieb und Produktion der Landau Media AG. Darüber hinaus ist er begeisterter Web 2.0-Fan und immer an innovativen Ideen interessiert. Für medienrot.de kommentiert Uwe Mommert regelmäßig das Mediengeschehen.